Wenn alte Leute über das Internet schreiben |
Written by Kai Dietrich | |
Friday, 09 May 2008 | |
Heute mal in deutsch, der Abwechslung wegen, und weil sich über deutsche Postillen lieber in der Muttersprache lästern lässt. Damit steigt zwar auch die Abmahnwahrscheinlichkeit, aber ich setze einfach auf das Prinzip Hoffnung.
Fange wir (du und ich) also an mit einer kleinen Geschichte - oder doch lieber mit großen Plakaten der ZEIT die prophetisch ein Spezial-Internet ausruft. Dreieurovierzig später habe ich also einen großen Stapel Papier und Teil 2 "Wie das Internet unsere Gesellschaft verändert" in den Händen. Den großen Stapel hebe ich mir für später auf... (aka wahrscheinlich nie).
Seite 1: Ein Google-blaues W ... hmm ... well ... ok Seite 2: Das Editorial des Chefredakteurs der revolutionär verkündet, dass das Internet nicht nur ein Technikspielzeug sei, sondern unsere (soziale) (Um-)Welt verändere. Damit ist einer der Höhepunkte vergangen.
Auf dem Rest gerodeten Regenwalds findet sich: Langeweile. Es wird festgestellt, dass inzwischen jeder das Internet benutzt und Menschen über das Netzt auch über große Entfernungen in Kontakt bleiben - wer hätte das gedacht - und, dass viele Leute inzwischen ihrem persöhnlichen Daten-Exhibitionismus auf youtube, myspace, studivz etc. fröhnen - große Erkenntnisse künden sich schon an. Im Interview mit Edzard Reuter, einem 80ig jährigen Internetuser und ehemaligen Daimler-Benz Vorstandsvorsitzenden, kommt es mir so vor, als ob der Gesprächspartner spritziger ist als der Journalist, auf der nächsten Seite folgt nur mehr belangloses Zeug und Oden über Spam. Im nächsten Interview verwechselt der Journalist Datenschutz mit Datensicherheit, vielleicht ist es auch der Übersetzung verschuldet, und outet sich als sozial und technisch völlig inkompetent. Einen wunderschönes Zitat von Sean Hastings habe ich mir dennoch angestrichen:
Prost! :)
Einige belanglose Seiten später, kann sich der liebe Journalist "nicht vorstellen", wie um alles in der Welt Tierschützer und Angelfachzeitungsjournalisten miteinander kommunizieren können und ist völlig verdutzt wie das im Internet so klappt (oder auch nicht klappt), weil ja da jeder mit jedem kommunizieren könne. Ohgottohgottohgott. Hierzu sei, dass jedem versierten Internetnutzer bekannte oder praktizierte, "right next to the right to speak, there's the right not to listen"-Prinzip angebracht, was uns eine Seite weniger tote Bäume erspart hätte.
Ein bischen "Wikipedia ist scheisse" und "Die FAZ manipuliert ihre Wikipedia-Einträge" darf auch nicht fehlen bevor, Gott seit dank, zum Schluss doch noch ein wirklich schöner zweiter Artikel zur Wikidingsda erscheint. Wer also das nächste mal wieder auf die Bahn wartet und einen Zeitungskiosk nebenan hat, kann ja mal in diese absolut lesenswerte Schluss-Seite hineinlunschen ;-)
Im übrigen wird in keinem der Artikel die Frage aufgegriffen, was die Zeit denn unter Gesellschaft verstehen möchte und inwiefern die Artikel in der vorliegenden Ausgabe sich darauf beziehen, was ich auch nicht so richtig herausgefunden habe. Hoffentlich ist der Politik-Teil besser... |
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Last Updated ( Friday, 09 May 2008 ) |
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